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„Ein Dorf ohne Verein ist wie eine Suppe ohne Salz“.
Zu dieser Erkenntnis mögen nach dem 1. Weltkrieg die Eichelberger, allen voran der damalige Hauptlehrer Holder, gekommen sein, als sie daran gingen, für einen Männerchor zu werben.
Obwohl 18 junge Bürger im Krieg gefallen waren, fanden sich 35 sangesfreudige Männer zusammen, um am 19. Februar 1922 den „Liederkranz Eichelberg“ aus der Taufe zu heben. Unter der Leitung von Herrn Holder schaltete sich der junge Verein sofort aktiv ins Dorfgeschehen ein. Aber was den Männern recht war, war den Frauen billig. Bereits ein Jahr später, am 25. Februar 1923 konnte neben dem Männerchor ein gemischter Chor öffentlich auftreten. Neben zahlreichen Besuchen bei den Nachbarvereinen von Heilbronn bis nach Öhringen – und das größtenteils zu Fuß – wurde im Dorfe selbst durch alljährliche Weihnachtsfeiern und Familienabende und nicht zuletzt durch die Singstunden die Geselligkeit gepflegt. Höhepunkte der Veranstaltungen waren das Kirschenfest 1926 und die Fahnenweihe 1929, bei der 20 Vereine am Festzug und am Festprogramm teilnahmen.
Wer natürlich glaubt, dass in alter Zeit alles eitel Freude gewesen sei, der muß sich bei einem Blick ins Protokollbuch eines Besseren belehren lassen. Die Schwierigkeiten reichten auch damals vom akuten Geldmangel – der Dirigent wurde zeitweilige in Naturalien, d.h. mit Eiern und mit literweise bei den Sängern gesammelten Wein entlohnt – bis zur Meuterei. Der Eifer einiger Idealisten hielt aber auch in schwerer Zeit das Schiff immer wieder über Wasser, und ihnen ist es zu verdanken, dass der Männerchor alle Stürme überstand, während der gemischte Chor in den 30er Jahren wieder in Vergessenheit geriet.
Der 2. Weltkrieg brachte das Vereinsleben fast ganz zum Erliegen. Nur gemeinsam mit den Sängern aus Affaltrach und Eschenau war bei besonderen Anlässen ein Auftritt möglich.
Häufiger Wechsel der Dirigenten bestimmte das Auf und Ab des Vereins in den Nachkriegsjahren. Die Besuche von Veranstaltungen der Nachbarvereine ließen auch bei den Eichelbergern den Wunsch nach einem eigenen Fest aufkommen. Die Dorffeste 1951 sowie 1954 und 1955 wurden von den Sängern mit Begeisterung ausgerichtet, und der große Andrang von Festgästen dankte ihnen für ihre Mühe.
Dass der Gesang und Wein zusammengehören liegt in der Natur der Sache. Wen wundert es deshalb, dass der Vorschlag von Herrn Keicher, der im Jahre 1963 die Leitung des Vereins übernommen hatte, im Weinort Eichelberg einen Sängerherbst zu feiern, sofort auf allgemeine Zustimmung stieß. Der Erfolg der ersten Veranstaltung gab dem Dirigenten recht, und seitdem ist der Sängerherbst aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Waren es in den ersten Jahren volle Zelte, so ist es jetzt die Kelter, die mit Hilfe der Gemeinde und durch Eigenarbeit der Sänger zu einer Festhalle ausgebaut wurde Diese konnte bis 1995 für viele Festlichkeiten des Vereins genutzt werden.
Um die zahlreichen Aktivitäten des Chors zu unterstützen, ist im März 1994 der Verein zur Förderung des Gesangvereines „Liederkranz Eichelberg e.V.“gegründet worden. Schon zu dieser Zeit war man sich einig, dass dieser Verein auch den neu zu gründenden Kinderchor unterstützen soll. Im Januar 1995 war es dann soweit – der gemischte Kinderchor des Liederkranzes Eichelberg und des Frohsinn Eschenau unter der Leitung von Käthe Wild wurde aus der Taufe gehoben. Schon bald hatte der Kinderchor seinen ersten erfolgreichen Auftritte und war seither bei vielen Veranstaltungen mit von der Partie.
Im Jahr 2003 gab es dann eine einschneidende und zukunftsweisende Änderung. Der eigenständige Verein „Paradiesspatzen e.V.“ wurde als Träger des Kinderchores gegründet. Unter der Leitung von Frau Heidrun Dierolf entwickelte sich der Chor weiter und konnte mit vielen Auftritten seine Zuhörer erfreuen. Besondere Highlights waren die jährlich wechselnden Musicals. Auf eigenen Wunsch gab Frau Dierolf zum Jahresende 2006 due Leitung des Chores ab. Seit Anfang 2007 steht der Chor nunmehr unter Leitung von Frau Dorothee Knödler.
Im Jahr 1996 wurde unsere alte Kelter renoviert und zum Dorfgemeinschaftshaus umgestaltet. Nach der Einweihung im März 1997 konnten wir im April unser Jubiläumskonzert als erste Veranstaltung unseres Chors dort durchführen. Mit den Jubiläumstagen vom 12.-14. Juli 1997 konnten wir unseren 75. Geburtstag mit allen unseren Freunden, befreundeten Chören und Gönnern unseres Vereines feiern.
Die vergangenen 75 Jahre waren voller Höhen und Tiefen – mögen sie uns Ansporn dafür sein, dem einzigen Männerchor in Obersulm auch in den nächsten 75 Jahren zu kräftigen Stimmen zu verhelfen.
Ein weiterer Höhepunkt war dann am 29.11.2003 das Festkonzert in der Kelter in Eichelberg aus Anlass des 40-jährigen Dirigentenjubiläums von Ulrich Keicher. Zusammen mit den Sangesfreunden aus Gellmersbach und Lennach-Buchhorn, die ebenfalls unter der Leitung von Ulrich Keicher stehen, wurde ein anspruchsvolles Programm geboten.
Zum Jahresende 2004 beendet Ulrich Keicher auf eigenen Wunsch seine Chorleitertätigkeit beim Liederkranz. Als Nachfolger konnte Frank Wenninger aus Waldbach, der auch den Liederkranz Affaltrach dirigiert, gewonnen werden. Er begann seine Tätigkeit Anfang 2005.
Im Jahr 2005 wurde dann als Nachfolger des traditionellen „Sängerherbstes“ bzw. später „Kelterfest“ das „Obersulmer Weindorf“ mit einem Trollingerwettbewerb aus der Taufe gehoben. Diese Neugestaltung des Vereinsfestes hat bei den Besuchern grossen Anklang gefunden. Insbesondere positiv wurde aufgenommen, dass es möglich ist, an verschiedenen Weinständen die Erzeugnisse der Obersulmer Weingärtnergenossenschaften und der Obersulmer Weingüter zu verkosten. Begehrt bei den Anstellern der Weine ist auch der Trollingerpreis für den besten trockenen und den besten normalen Trollinger. Die Bewertung erfolgt hierbei durch das Publikum in verdeckter Probe.
Um auch in den kommenden Jahren den Chor am Leben erhalten zu können, wäre es dringend erforderlich, dass eine Verstärkung durch neue Sänger erfolgt. Leider sind alle dahingehenden Bemühungen bisher ohne grosse Erfolge geblieben.
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